Die Amerikaner haben manchmal grobe Ausdrücke; man weiss dafür sofort, was damit gemeint ist. In einem Artikel las ich den Ausdruck "Bullshit-Jobs". Er kommt aus den USA. Bullshit-Jobs sind Arbeiten, Tätigkeiten, wo die Arbeitnehmer finden: das, was ich tue, ist sinnlos und gesellschaftlich nutzlos.
Laut einer Studie der Uni Zürich empfindet fast ein Fünftel seine Arbeit als sinnlos, nutzlos. Dieses Gefühl drückt aufs Gemüt. Wir alle kennen solche Momente, wo man eine Arbeit oder eine Aufgabe als sinnlos oder
vergeblich empfindet. Zum Beispiel einen Boden reinigen, der eine Stunde später wieder schmutzig ist. Johannes der Täufer hätte seine Aufgabe, seinen Auftrag auch als sinnlos oder nutzlosanschauen können.
Das Evangelium berichtet, wie er nicht nur dem Volk, sondern auch den Priestern und Schriftgelehrten den Kommenden verkünden soll. Aber: Was nützt es, den Gesetzeslehrern und Priestern zu verkünden - denen, die sowieso alles besser wissen? So hochnäsig und voreingenommen sind? Ist das nicht sinnlos, vergeblich?
Aber Johannes schaut nicht zuerst auf die Wirkung – er weiss, Wem er dient: "Ich bin nicht würdig, Ihm die Riemen der Sandalen zu lösen", sagt er heute. Johannes weiss: Gott sendet mich. Ich stehe in Seinem Dienst.
Und das macht eine Aufgabe sinnvoll: wenn man weiss: Gott steht dahinter. Wenn man eine Aufgabe für Gott tut; wenn man mit seinem Leben Gott dienen will. Das gibt Sinn.
Maria und Josef haben es auch nicht leicht gehabt. Die mühsame Reise nach Betlehem; die Geburt des Kindes im ungünstigsten Moment; niemand will sie aufnehmen; keine Tür öffnet sich. Wirkt das nicht sinnlos, planlos, vergeblich? Aber Maria und Josef und auch die Hirten oder die Weisen aus dem Morgenland: sie alle haben zwar Schwierigkeiten gehabt; Mühen auf sich genommen; einfache Arbeiten erledigt – aber ihnen ist immer mehr aufgegangen: Gott steht dahinter. Wir tun es für Gott. Wir dürfen dem Herrn dienen, der kommt und unter uns wohnen will. Gott wird Mensch. Damit bekommt unser menschliches Leben einen Sinn. Auch unser Arbeiten. Gott wird Mensch – bis in die Details unseres Lebens hinein. – Wenn Gott Mensch wird, dann steht Er auch hinter unserem Leben – und das gibt dem Tun Sinn.
Der Jesuit und Priester Walter Ciszek musste bis 1963, 15 Jahre lang in einem Straflager in Sibirien arbeiten; härteste Zwangsarbeit; sinnlos und erniedrigend. Aber selbst da, merkte er, ist Gott
nicht fern. Selbst da konnte man den Willen von Gott tun. P. Ciszek schreibt: "Ich baute nicht eine neue Stadt in Sibirien, weil Josef Stalin oder Nikita Chruschtschow das wollten; sondern weil
Gott es wollte. Ich nahm es aus der Hand von Gott an." – Gott wird Mensch – das bedeutet: Er steht hinter meinem Leben. Das gibt dem Leben Sinn.
(Beitrag von Br. Raphael Fässler OFM, Maria Dreibrunnen)