Er ist mir wieder begegnet, mein Morgenengel.
Schon zu Beginn der Adventszeit und jetzt wieder, am Aschermittwoch. Wir sind auf dem Weg zum Gottesdienst, wo wir aufgefordert werden „bedenke Mensch….“.
Da steht er wieder vor mir, mein Morgenengel, mit Mütze auf dem Kopf und Schulranzen auf dem Rücken, warm eingepackt, denn es ist noch kalt. Sie sind zu zweit. Er steht vor mir und strahlt mich an. Ich hab in gleich erkannt. Ich kenn seinen Namen, aber den verrate ich nicht. Er ist wohl zehn Jahre alt und auf dem Weg zur Schule.
Er zeigt auf seine Stirn und fragt, ob ich ihn wieder segnen kann. Das wollte er schon beim letzten Mal, einen Segen, das was ich geben kann. Er nimmt die Mütze ab. Ich leg ihm die Hand auf und segne ihn, mitten auf der Strasse, im morgendlichen Durcheinander von Autos, Fussgängern, Bussen und Velos, am Strassenrand.
Er bedankt sich und freut sich, geht mit seinem Freund weiter und flüstert ihm ins Ohr: „So fängt der Tag doch gut an.“
Und wir gehen auch weiter. „Bedenke Mensch“.
Bedenke Mensch, nicht nur, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst, sondern auch wozu du berufen bist. Segen sein.
Gerade in der Fastenzeit, gerade in dieser Zeit, wo so viel Ungutes gesprochen und getan wird, wo wieder Krieg geführt wird, ganz in unserer Nähe, wo so viel Schlechtes in unsere Welt hinein gesagt und getan wird. Gerade da ist es nötig, und mein kleiner Bote hat mich wieder daran erinnert, dass wir das tun, was wir können, nämlich segnen, bene dicere, gutes sagen, immer wieder, ohne unterlass in diese Zeit und diese Situation hinein. Das gute Wort ist stärker als das böse, denn der Gute selbst ist Mensch geworden und hat sich hingegeben aus Liebe mit dem Auftrag an uns: „Geht hinaus….“
Mein Morgenengel hat mir wieder verkündet, was mein Auftrag ist: Segen sein, jeden Tag. Jeden Tag dem guten Wort raum geben, das gute Wort sprechen, im Beten, im Dienen, im Leben. Länger als 40 Tage.
Bedenke Mensch, dass du Segen bist, Segen sein sollst, Segen sein kannst und zu dem zurückkehrst von dem alles Gute kommt.
(Br.Christoph-Maria Hörtner OFM, Zürich)