Am 8.September 2017 um 16 Uhr hat Br.Mathias Müller im Franziskanerkloster Näfels die feierliche Profess abgelegt.
Wir freuen uns sehr, das Br.Mathias Ja gesagt hat, Zeuge Christi zu sein, in der Gemeinschaft der Franziskaner.
Vielen Dank für das gemeinsame Feiern und Beten! Dieser Tag wird mir in unvergesslicher Erinnerung bleiben und mich hoffentlich immer wieder Stärken auf meinem weiteren Weg.
Br. Mathias
(Ein Dank geht auch an Br.Emmanuel Fitz aus Graz für die zahlreichen Fotos!)
Predigt von P.Raphael Fässler zur feierlichen Profess von Br.Mathias Müller
Wenn in einem Unternehmen neue Mitarbeiter gesucht werden dann braucht es ein Stellenprofil. Das Stellenprofil beschreibt und umreisst die Anforderungen einer offenen Stelle.
Die Lesung aus der Apostelgeschichte vom Fest deines Namenspatrons, Mathias, beschreibt uns das Stellenprofil eines Apostels. Durch den Verrat des Judas und sein Ausscheiden aus dem Zwölferkreis muss ein Ersatz gefunden werden.
Das Stellenprofil lautet nun folgendermassen: ‚Es muss einer sein, der die ganze Zeit mit uns Aposteln zusammen war, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging; angefangen von der Taufe durch
Johannes bis zu dem Tag, an dem Er von uns ging und in den Himmel aufgenommen wurde – einer von diesen muss zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein.‘
Ein ziemlich klares Stellenprofil: ein Apostel muss jemand sein, der mit Jesus auf Tuchfühlung war; jemand, der mit Ihm vertraut war; Ihn erlebt hat und nun ein Zeuge seiner Auferstehung ist.
Eigentlich gilt dieses Stellenprofil auch für uns als Christen – und besonders für uns als Minderbrüder.
Was bedeutet Minderbruder-sein im Kern?
Man könnte es in einem Satz sagen: Mit Jesus vertraut sein; ein Zeuge des Auferstandenen sein. Mit seiner ganzen Person Zeugnis ablegen, dass Jesus lebt.
Mit Jesus vertraut wird man besonders durch das Evangelium. Darum hat uns Franziskus ins Stammbuch bzw in die Regel geschrieben: Regel und Leben der minderen Brüder ist es; das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus zu beobachten – so mit Jesus vertraut werden. Nicht mit einer vergangenen historischen Figur – sondern mit dem Auferstandenen.
Br. Mathias, wir dürfen heute mit dir deine Feierliche Profess feiern. Schon einige Jahre bist du als Minderbruder in unserer Gemeinschaft unterwegs; du legst sichtbar und v.a. mit dem Herzen Zeugnis ab für Jesus, den Auferstandenen. Wie du erzählt hast, hat dich das Kennen-lernen von Menschen am Rand –es war während deines Arbeitsaufenthalts in Russland- dieses Kennen-lernen hat bei dir den Wunsch ausgelöst, Jesus nachzufolgen. Du bist in jenen Menschen Jesus begegnet. Und all die Jahre im Orden war und ist es dir wichtig, jenen nahe zu sein, die aus irgendeinem Grund am Rand der Gesellschaft leben oder leben müssen.
Was tun wir Franziskaner auf der sogenannten ‚Gasse‘? Was ist unsere Aufgabe dort? Sind wir fromme Sozialarbeiter? Sind wir religiös-angehauchte Therapeuten? Sind wir dort als Prediger oder als Missionare? Es schwingt sicher vieles mit. Aber im Grunde sind wir das, was im Stellenprofil des Apostels steht: Wir sind dort als Zeugen des Auferstandenen Herrn. Punkt. Wir legen als Person Zeugnis ab, dass Jesus lebt. Und dass darum das Leben des letzten Junkie eine göttliche Würde hat. Jesus wirkt in und durch uns – und wir begegnen Ihm im Nächsten.
Lieber Br. Mathias, du bist ein Zeuge des Auferstandenen, ein Zeuge Christi. Zu diesem Stellenprofil gehört es, dass man es nicht nur zu einer bestimmten Prozent-Anstellung ist und nicht für ein paar Jahre oder bis zur Pensionierung; als Franziskaner werden wir nicht pensioniert, das muss ich dir hier noch sagen… – Jesus will uns ganz; weil Er sich uns ganz gibt. Darum feiern wir heute deine Feierliche Profess – dein ganzes Leben bist du ein Zeuge Christi.
Zeuge Christi; Zeuge des Auferstandenen ist man nicht in einem bestimmten Schema X. Es gibt nicht den Franziskaner ‚vom Stängeli‘, wie es im Dialekt heisst. Jesus lebt und wirkt in dir als Br. Mathias. Du füllst dieses Zeuge-sein aus mit deiner Persönlichkeit; mit deiner Eigenart; mit deinen Gaben, Talenten und Grenzen. Ja, das wissen wir: grad auch durch unsere Grenzen und Schwächen wirkt der Auferstandene.
Am Anfang wurde klar, dass zum Stellenprofil des Zeugen Christi das ‚Vertraut-sein‘ mit Jesus unbedingt dazu gehört. Das gehört wesentlich zu unserem Leben: die Vertrautheit mit Jesus zu pflegen. Sein Zeuge sein ist nicht ein Job – ich werde von Ihm in Dienst genommen. Paulus schreibt das klar und mystisch: ‚Nicht mehr ich lebe; Christus lebt in mir.‘ Diese Vertrautheit leben wir in der Eucharistie; im Lesen und Beobachten des Evangeliums; im gemeinsamen Gebet; in der Anbetung und in der Stille – und in den Begegnungen, die für uns zur Christus-Begegnung werden.
Lieber Br. Mathias, wir freuen uns sehr, dass du JA sagst, Zeuge Christi zu sein, in der Gemeinschaft der Franziskaner.
Papst Benedikt XVI hat in seiner Predigt zur Amtseinführung das wunderbare Wort gesagt: ‚Habt keine Angst vor Christus! Er nimmt nichts, und er gibt alles. Wer sich ihm gibt, der erhält alles hundertfach zurück.‘ Das erlebt jeder, der sich von ganzem Herzen Christus anvertraut.